heute ist mittwoch. das ist in diesem semester mein minia-hangover-tag. das heißt: ich fahre jeden dienstag nach al minia, um dort zu unterrichten. eigentlich stehe ich fuer dienstag und mittwoch auf dem stundenplan, aber wen kümmern hier schon plaene. die butzis (= meine studentInnen) und die assistentin wollen nicht unbedingt einen extra-tag an der uni verbringen. ich, ehrlichgestanden, auch nicht. also war ich schnell verhandlungsbereit, als die mittwoch-studentInnen mich fragten, ob sie auch am dienstag unterricht haben koennten.
ich fahre also dienstags mit dem 8-uhr zug von kairo in den süden. es ist eine schöne zugfahrt, immer an einem kanal entlang und damit durch grüne felder und vorbei an palmenhainen und ähnlichen ländlich-südlichen idyllen. leider sehe ich die idyllen nicht immer, weil ich die 3 stunden im zug meistens mit korrekturen oder unterrichtsvorbereitungen zubringe. dennoch ist es schön, dazwischen aus dem fenster zu schauen und sich am grün des niltals zu erfreuen.
gegen 11 komme ich in minia an, besuche die dekanin, mit der es meistens irgend etwas wegen veranstaltungen oder ähnlichem zu besprechen gibt. ab 1/2 12 bin ich irgendwie und irgendwo auf der uni unterwegs, meistens verfolgt von studentInnen, die sich mit mir unterhalten wollen oder kleine tipps brauchen. wenn ich glueck habe, kann ich im assistentInnenzimmer mit den kollegInnen einen tee trinken.
um 1/2 1 beginnt mein unterricht. diesmal habe ich das 1. jahr und das macht mir grossen spass. es braucht aber auch viel vorbereitung, weil die studentInnen noch keinen großen wortschatz haben. als erstes habe ich ihnen eine wiederholung des wortschatzes aus dem buch vom letzten semester aufgezwungen und das buch auch selbst durchgesehen. ideal waere es, wenn das gehirn wie eine festplatte wäre und ich alle nicht im buch vorhandenen worte aus meinem gedächtnis löschen koennte. da das nicht geht (vielleicht wäre ich dann ja auch nicht mehr eloquent genug fuers bloggen), sind halt merkleistung einerseits und genaues vorschreiben und vereinfachen von all dem, was ich sagen moechte, andererseits noetig.
fuer gestern sah das dann so aus, dass meine "butzis" u.a. folgenden text als lückendiktat vorgeworfen bekamen:
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Wir haben seit einem halben Jahr Unterricht an der Al Alsun Fakultät der Al Minia Universität. Jetzt studieren wir Deutsch bei Frau Rosenauer. Sie ist aus Österreich. Es ist schwierig, sie zu verstehen. Aber sie sagt: "Aller Anfang ist schwer." Wir müssen ein Heft haben, weil es für diese Vorlesung kein Buch gibt. Wir müssen abschreiben, was sie an die Tafel schreibt. Wir müssen lesen und viel üben. Wir nehmen die Übungen wichtig. Die Vorlesung "Allgemeine Texte" ist am Dienstag. Unsere Lektorin kommt mit dem Zug aus Kairo. Wenn wir Fragen haben, kann uns Frau Ayat helfen. Aber sie wird nicht alles übersetzen. Die Themen der Vorlesung sind "Im Unterricht", "Wohnen" und die Länder, in denen die Menschen Deutsch sprechen. Wir müssen auch alle Wörter kennen, die wir im ersten halben Jahr gelernt haben. Wenn wir alle Übungen machen und fleißig arbeiten, wird die Prüfung für uns nicht schwer sein.
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sie bekamen ein blatt mit diesem text, in dem ich grosszügig löcher freigelassen hatte. ich las ihnen dann den ganzen text vor und sie mussten die fehlenden worte einsetzen. so bekommen sie schrittweise mit, dass sie mich wirklich verstehen können und kriegen keine panik. das ist nämlich das problem mit den aegyptischen butzis: sie glauben nicht an ihre fähigkeiten. frau muss ihnen also zuerst selbstvertrauen beibringen. sobald sie dieses dann haben, wächst es so schnell, dass sie recht leicht "oberg'scheit" werden und frau sie wieder einmal ordentlich anschreien oder sonstwie emotional und dramatisch zum arbeiten pushen muss.
das ist anstrengend. deshalb bin ich meist relativ weggetreten, wenn ich am spaeteren abend nach hause komm, zumal ich im zug meistens auch versuche, noch nützliches zu tun, z.b. schon die nächsten dinger zu korrigieren. gestern wars der test, dessen 1. teil der o.a. lückentext ist und - oh weh - die butzis kuemmern sich null um gross- und kleinschreibung. (ich muss diesen blog streng vor ihnen geheimhalten, sonst sagen sie wohl das gleiche über mich ;-)) manchmal trinke ich auch zu viel schwarzen tee, dann bin ich beim heimkommen überdreht und labere meinen mann noch bis mitternacht mit jedem minia-detail voll.
gestern war mein tee-konsum mässig und mein laber-opfer nicht da, also hab ich mir zdf-dokukanal reingezogen bis ich es zumindest wieder schaffte, mich vom sofa zu erheben und ins bett zu gehen.
manchmal fasse ich es kaum, dass der unterricht in minia (exklusive vor- und nachbereitungen, zugegeben) - und damit mein hauptjob hier - in einem tag von gut 12 stunden zu erledigen ist. wenn ich aber mitberechne, dass ich am tag darauf meistens nix g'scheites weiterbring und mich manchmal richtiggehend verkatert fuehle, sind diese 12 stunden offensichtlich recht ausgiebig...
gegen minia-kater hilft eine computer-session natuerlich nicht. ich ziehe mich also zur home-aerobic zurueck, dann hab ich wieder power für meine diversen "offenen agenden".
ich hoffe, auch fuer euch stehen an diesem tag ein paar erfreuliche aussichten zur verfuegung.
alf-i-salama (1000 sicherheiten),
eure
niki alias andrea
Wednesday, February 28, 2007
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