Tuesday, July 17, 2007

ägypter im hochquellwasser

wien hat mich wieder. aber wien hat nicht nur mich, sondern auch bereits zum 3. mal hisham und - erstmals - zico. es gibt also auch kairiner, die in wien urlaub machen. wien hat auch schon fast seit ewigkeiten tamer, der mittlerweile österreichischer staatsbürger ist und gleich bei mir ums eck wohnt.

am ersten juli-sonntag aber wollten wir uns nicht in wien aufhalten. wir fuhren nach wildalpen in der steiermark um uns in die salza zu werfen. da die salza nur 13 grad hat, geschah das natürlich nicht im badeanzug, sondern in neopren-anzügen, schwimmwesten, helmen und in einem rafting-boot. all dies zubehör und den steuermann des bootes, klaus, fanden wir in der "sportagentur liquid lifestyle", wo wir nach einer wunderschönen fahrt über mariazell mit einiger verspätung eintrafen. für fotos in unseren neuen outfits war trotzdem zeit. auch am wasser machten wir dann gleich noch ein gruppenfoto - wer konnte denn wissen, ob wir nach dem ritt über die wellen noch immer so schick aussehen würden...

die sache mit dem synchronen paddel-einsatz klappte nicht besonders überzeugend. die wellen und strömungen wirkten allerdings bei der durchquerung weniger schreckenerregend, als ich mir das vorgestellt hatte, und wir kamen trotz unserer abstimmungsprobleme und dank klaus gar nicht so schlecht durch allerlei situationen. dazwischen gab es immer wieder genug zeit, sich an der ständig wechselnden farbe des wassers zu ergötzen, die landschaft zu bestaunen und hin und wieder ein schlückchen aus der salza zu nehmen. immerhin versorgt die salza wien mit hochquellwasser, das wir nun sozusagen vor ort verkosten konnten.fast zu schnell kam die zeit für die mittagspause. die angebotenen ofenkartoffel an einer jausenstation, die auch etliche motorradausflügler verköstigte, waren aber auch nicht schlecht, ebensowenig der blick von einer hängebrücke auf den ort unserer sportlichen großtaten.

dann gings weiter stromabwärts. wir waren natürlich nicht die einzigen wassersportler, die die salza unsicher machten. so geschah es denn auch, dass wir fast über einen kajak fuhren. das war allerdings, wie uns klaus erklärte, nicht unsere schuld: wer im wasser spielt, muss aufpassen, ob nicht andere daherkommen.

eine stromschnelle ließ hisham fast über bord gehen, bei einer anderen landete ich mit einem größeren teil meines körpers im wasser, konnte aber dank einer helfend entgegengestreckten hand den weg zurück ins boot finden. schließlich machte auch tamer einen "ausritt". nur zico, dem es eigentlich am heißesten war und der sich immer wieder ein wenig "kühlwasser" in den nacken spritzte, blieb trocken. gegen diese trockenheit half dann eine pause bei einem wasserfall, an dem sich zico ganz einfach freiwillig ins wasser stürzte. auch ich bekam lust, meine kräfte beim schwimmen gegen die strömung zu testen. nachdem ich ganzkörperlich ins nasse eingetaucht war, verlor sich die lust dank der kälte des wassers allerdings blitzartig.

weiter ging's, und tamer und zico hatten sich schon so weit abgehärtet, dass sie (ganz freiwillig!) sogar ein stück ohne boot durch ein paar stromschnellen "rafteten". schön langsam begann auch unser ruderrhythmus ein wenig professionell auszusehen. schade also, dass wir schon das ende des rafts erreicht hatten. das boot rund 100 meter waldweg hinaufzuhieven war fast so anstrengend wie die gesamte wildwasserfahrt.

den jungs war trotzdem noch genügend energie geblieben, die ausrüstung während des wartens auf unser abholfahrzeug ordentlich zu testen: duelle helm gegen paddel und helm gegen helm wurden abgehalten und ausführlich dokumentiert, während ich das boot als sonnenliege zweckentfremdete.

nachdem wir uns aus den anzügen geschält und zur abwechslung warm geduscht hatten, war es zeit für die heimfahrt - doch wo waren die autoschlüssel? ich hatte sie noch in der hand gehalten, aber dann? zurück ins büro der sportagentur. das büro war geschlossen. was tun? abwarten und kaffee trinken. dabei entspann sich nochmals ein gespräch über den verbleib der schlüssel und hisham klopfte die fast unzähligen taschen seines survival-jackets ab um zu demonstrieren, dass die gesuchten objekte nirgendwo seien, bis in genau diesem nirgendwo die schlüssel doch auftauchten.

zurück ging es dann über gutenstein, weil die menschen aus dem ägyptischen flachland noch ein paar bergstraßen kennen lernen sollten. das kam so gut an, dass es fast streit darum gab, wer fahren dürfe. nachdem hisham bewiesen hatte, wie bravourös er die kurven meistern kann, kam zico zum zug und hisham mimte den sportreporter:
"zico im herz der alpen ... fährt und er fährt und ein auto kommt uns entgegen. der fahrer schaut nicht, doch zico hat die situation voll im griff ... hier wieder eine kurve und welcher ausblick! und zico fährt auf der straße - doch wohin geht die straße ... zico lächelt, tamer lächelt und andrea versteht nichts aber lächelt auch..."

ein bisserl was habe ich aber doch verstanden, und der tonfall des "reporters", der versucht, aus allem, was passiert, eine sensation zu machen, ist ohnehin sprachenunabhängig. nach gutenstein machten wir noch einen abstecher über den hals bei bad vöslau. als wir vom berg herunterkamen, war gerade noch genug licht für ein foto. wir parkten, als ein traktor aus den feldern herauskam. der bauer sprach uns an: woher wir kämen und ob wir vielleicht eine zigarette hätten. schnell kamen wir ins plaudern und fast ebensoschnell kam der traktor ins rollen. der bauer konnte gerade noch rechtzeitig aufspringen, bevor das gefährt in einen baum fuhr.

nun wurde es zeit, dass auch bei uns jemand vernünftiger das steuer übernahm: tamer nahm sich der sicherheit auf dem rest des heimwegs an. stolz auf unsere abenteuer, sahen wir uns gleich nach der heimkehr bei einer pizza unsere ausbeute an fotos und videos an. falls ich kopien davon bekomme: wollt ihr auch welche sehen?

Saturday, May 26, 2007

der grosse showdown

wir kennen sie alle - die grossen momente im leben, in denen ein lebensabschnitt beendet wird und ein neuer beginnt. die magisterwerdung gehoert fraglos dazu. auch bei uns werden ihr gebuehrend nervenanspannungen geopfert, bis alles in einem grossen fest muendet. in aegypten gibt es dies alles in orientalischer ueppigkeit an einem tag.

nauterlich wird auch hier entsprechend vorgearbeitet. es wird eine arbeit geschrieben. die germanistInnen muessen das auf deutsch tun und dabei sowohl ihren bis dahin kaum praktizierten umgang mit wissenschaftlichen arbeitstechniken erproben als auch ihre sprache auf ein ganz anderes niveau bringen. für viele ist die magisterarbeit die erste ernstzunehmende wissenschaftliche arbeit, die sie verfassen. klar, dass sich die kandidatInnen hilfe holen, wo sie koennen. viel gibt es leider hierzulande aber auch nicht zu holen. die aegyptischen profs sind sehr beschaeftigt und die auslands-lektorInnen haben auch nicht fuer alle zeit. so wird meist nach dem trial-and-error-prinzip geschrieben, abgegeben, zurueckgeworfen, mehr oder weniger korrigiert wieder abgegeben, zurueckgewiesen, tränen fließen, noch einmal wird versucht...

irgendwann ist es dann so weit: die arbeit ist fertig genug, dass es einen termin fuer die "verteidigung" gibt. der magister-vater und die 2 gutachterInnen erhalten je eine kopie der arbeit und machen sich ans produzieren von vortraegen, raeume werden angemietet, die familie wird eingeladen, der countdown läuft.

dienstag, 7 uhr morgens, bahnhof giza. drei menschen im halbschlaf treffen einander: der leiter der deutschabteilung von al minia, ein DAAD-lektor und die österreichlektorin. sie besteigen den zug und treffen den doktorvater, eine der grauen eminenzen der hiesigen germanistik. die ägyptischen profs schlafen, die europäischen mitreisenden versenken sich in je eine magisterarbeit. es soll ja auch im herbst wieder verteidigungen geben können.

3 1/2 stunden spaeter, bahnhof al minia: 2 autos warten auf die ankommenden. es ist schon schön warm... wir fahren zur uni. dort werden wir feierlich von der dekanin der sprachenfakultät empfangen. das heisst: sie kommt sogar hinter ihrem schreibtisch hervor und setzt sich zwischen uns. diverse andere menschen sitzen auch herum, einer davon ist der vater der kandidatin. dass die dekanin nicht hinter dem schreibtisch sitzt, haelt sie keineswegs davon ab, ihrem tagesgeschaeft nachzugehen. wir bestellen und bekommen tee und kaffee, ich führe schmäh mit dem mann, der die getränke serviert, mit anderen hereinkommenden, man steht auf, setzt sich hin und woandershin. der kaffee ist längst ausgetrunken, wir sitzen und setzen uns um und tauschen höflichkeiten aus. der deutsche lektor würde gern mit der verteidigung beginnen. aber in minia herrscht nochmals ein anderes zeitgefühl als in kairo. ich weiss das zwar, (er wohl auch) aber ich werde mich auch nie wirklich dran gewöhnen...

irgendwann findet doch ein aufbruch aus dem zimmer der dekanin statt. geht es nun an die verteidigung? nein, natuerlich nicht. wir müssen erst im zimmer des abteilungsleiters frühstücken. es gibt feine tortenstücke und/oder salziges. die familie der kandidatin lässt sich nicht lumpen. es wird wieder mehrmals zum aufbruch gemahnt, aber nun gibt der abteilungsleiter alle unterschriften, ratschläge und anweisungen für den rest der woche. menschen kommen und gehen, ich schleiche mich raus und rauche eine zigarrette, der kollege vom daad liest im handbuch "deutsch als fremdsprache". wie immer geht es dann los, als es so aussieht, als würde heute gar nichts mehr passieren.

mit mehreren autos, in denen es mindestens 50 grad hat, fahren wir die 100 meter zum suzanne-mubarak-gebäude. dort ist ein raum für die "munaqasha risalat magister" (magisterarbeitsdiskussion) reserviert. anwesend: rund 20 familienmitglieder, knapp 10 assistentInnen, einige studentInnen und etliche honoratiorInnen. der raum ist klimaanlagengekuehlt, gott sei dank.

die kandidatin zieht sich das verteidigungsgewand, einen schwarz-roten umhang, über. die professoren verschwinden und tun desgleichen, nur sind ihre gewänder schwarz-grün. dann folgt eine längliche begrüßung durch den doktorvater auf arabisch, bei der der ganze lebenslauf der kandidatin (vom kindergarten bis zum zeitpunkt der verteidigung) abgehandelt wird. dann darf die kandidatin über ihre arbeit sprechen.

sie hat über franz fühmann geschreiben und ich verdanke ihr, diesen autor bzw. sein buch "22 tage doer die hälfte des lebens", das den forschungsgegenstand darstellt, kennengelernt zu haben. die kandidatin und ich haben 2 jahre lang zusammen unterrichtet, daneben und danach haben wir fühmann diskutiert. es war eine freude mit ihr zu diskutieren, weil sie interessante ideen hatte und ein schönes gefühl für die deutsche sprache und einen guten literaturwissenschaftlichen instinkt besitzt. es war trotzdem anstrengend. jetzt ist nichts mehr anstrengend, ich kann gemütlich zuhören und mich daran freuen, wie gut sie formulieren kann.

danach sind die plädoyers der gutachter an der reihe. denen hat die arbeit natürlich auch gefallen, aber sie müssen auch kritik üben, das schreibt ihre rolle vor. dazwischen wird ein bisserl über einen lieblingsgedanken philosophiert, und am ende wird die annahme der arbeit als magisterarbeit empfohlen. all dies muss 15-20 minuten dauern und sollte beweisen, dass die arbeit gründlich gelesen und sorgfältig bewertet wurde. dann ist der magister-vater am wort. er spricht natürlich nur gutes über die arbeit, denn er hat sie ja betreut (oder hätte das jedenfalls tun sollen). und auch er philosophiert ein wenig über dies und jenes - meistens über literatur- oder kulturhistorische querbezüge, die die kandidatin nicht kennen kann, auch nicht kennen muss. hier soll nur gezeigt werden: egal wie gut die gerade gebacken werdende magistra gearbeitet hat, so gut wie ein prof ist sie natürlich noch lange nicht.

am ende darf die kandidatin noch etwas sagen, wenn sie will. sich verteidigen. meistens schlägt man ihr vor, das nicht zu tun, viele sind auch nicht sehr interessiert. diese kandidatin antwortet lebhaft, so dass man sehen kann, wie stolz sie auf die arbeit ist und wie wichtig sie jede einzelne fussnote nimmt.

die familie hat nun fast eineinhalb stunden einer deutschsprachigen diskussion zugehört. die professoren ziehen sich zur beratung zurück. erfrischungen werden gereicht. auf mich stürzt sich ein weiterer potentieller magisterkandidat und ich sehe das grinsen der heutigen kandidatin, als sie mitkriegt, wie ich ihn mit fast missionarischem eifer beschwöre, sein thema nicht zu weit zu fassen.

neuerliche versammlung im saal. das urteil wird im stehen angehört: magistra mit auszeichnung. alf mahbruuk! herzlichen glückwunsch! 20 weitere minuten vergehen mit glückwünschen und fotos in den verschiedensten personellen zusammensetzungen. als wir endlich zum essen gehen könnten, hat der professor vom daad gerade diesen beschwörenden ton drauf, den ich in der pause verwendet hatte: "sie müssen genauer wissen, was sie wollen!" eine andere hoffnungsvolle kandidatin, soviel ich weiss, für den doktorgrad, hat ihn um rat und hilfe gefragt. weil er netter ist als ich, gibt er seine e-mail-adresse her. er bleibt auch noch ein jahr als lektor in kairo.

genug der trockenen materie, jetzt geht es ans festessen: es hat wohl schon über 50 grad in den autos, obwohl sie im schatten geparkt waren. wir schieben uns zwischen dem stärksten verkehr des tages an der corniche entlang, fahren über die nilbrücke nach neu-minia und betreten den militärclub am ufer des nils. eine weiträumige, luxuriöse anlage, durch die wir nur in der gnadenlosen frühnachmittagssonne zum restaurant schreiten.

dort wird in der lobby gewartet. ich warte am dringendsten auf meinen abteilungsleiter, denn er hat noch zigarretten, ich aber nicht mehr. er kommt aber wirklich erst knapp vor dem essen. zum essen bekommen die honoratioren (die verteidigungs-profs) einen eigenen tisch, an den sie wie präsidiumsmitglieder nebeneinander sitzen. sonst ist wenig hierarchische einteilung zu bemerken, dafür geschlechtertrennung: es gibt frauen- und männertische. ich sitze mit der mutter der kandidatin und der kandidatin selbst. es wird gegessen, reichlich und vom besten, denn es ist ein festtag. will jemand wirklich das besteck weglegen, wird er nachdrücklich aufgefordert, noch ein bisserl zu essen. ich lasse trotz allem ein paar stückchen kebab über, weil ich sonst die ausgezeichnete crème caramel nicht mehr vernaschen könnte, und um die wär es wirklich schade gewesen.

plötzlich springt mein abteilungsleiter auf. da wir den gleichen zug gebucht haben, springe auch ich und verabschiede mich hastig. ich finde ihn in der lobby wieder, wo er jede menge titelblätter der soeben verteidigten magisterarbeit unterschreibt. 10 minuten vor abfahrt des zuges fahren wir dann wirklich los, und sind tatsächlich noch vor der offiziellen abfahrtszeit am bahnhof. der zug hat glücklicherweise auch nur wenig verspätung, sodass wir um 1/2 9 uhr abends wieder in kairo sind.

es ist immer noch heiss, aber nicht mehr so sehr. ich stelle mich unter die dusche und nicke dann über einem buch ein, bevor meine haare noch ganz trocken sind.

Sunday, May 20, 2007

der tag am meer

wir hatten endlich den khamsin, die 50-tägige sandsturmsaison, hinter uns. und es gab eine gute gelegenheit, das zu feiern: der österreichische frauenkreis machte seinen alljährlichen ausflug. es sollte ans meer gehen, nach ain sochna, das nur 130 km von kairo entfernt ist.

am samstag, den 5. mai, in aller frühe erfreute ich mich daran, durch die leeren straßen von kairo nach dokki zur deutschen schule zu fahren, wo der bestellte bus schon wartete. noch gab es viel platz im bus und eine etwas schläfrige stimmung. quer durch kairo fuhren wir, um in heliopolis noch mehr auslandsösterreicherinnen zusteigen zu lassen. so füllte sich der bus nicht nur mit fast 30 frauen, sondern auch mit lebhaften begrüßungen, gesprächen und freudiger erwartung.

ich plauderte mit meiner sitznachbarin. sie war seit fast 30 jahren in kairo, ihre kinder sind hier aufgewachsen und nun schon erwachsen. ihr mann hatte gearbeitet, hart gearbeitet, um den kindern eine gute ausbildung zu ermöglichen, was hierzulande nicht billig ist. sie hatte sich um den haushalt gekümmert und die sommer in österreich verbracht. klar, meinte ich, ist ja auch schön für die kinder, ihre "andere" kultur kennen zu lernen. was - mit den kindern? nein, im sommer hätte sie sich schon gern von der familie erholt und wäre meistens ohne die kinder gefahren! um die hätte sich der mann gekümmert. ich war verblüfft und die fahrt war auch schon fast zu ende.

wir fuhren in einen jener "compounds" ein, in denen villenartige häuser, bepflanzte alleen und gärten nach der fahrt durch die wüstenlandschaft einen nachgerade paradiesischen eindruck erweckten. vor einer der villen hielt der bus, und wir wurden von jenen empfangen, die schon mit dem eigenen auto angekommen waren - und natürlich von der gastgeberin und ihrer freundin, die extra für das ereignis angereist war. wir gingen durch das haus auf die terrasse und standen fast direkt vor dem meer. wie immer fühlte ich mich magisch angezogen und ging gleich weiter - noch ein paar schritte durch den garten, einige meter über den strand und schon leckten die wellen meine füße und meine augen freuten sich an der weite und der in allen blauschattierungen changierenden farbe des wassers.

zwei weitere frauen gesellten sich zu mir und es stellte sich schnell heraus, dass sie beide fast neben mir wohnen. es verblüfft immer wieder, dass kairo bei seiner riesigen ausdehung sich dann doch wieder als so klein und vernetzt herausstellen kann!

wir gingen zurück, verteilten uns zwischen den anderen auf der terrasse und im garten und tranken kaffee. ich plauderte erst mit der frau des botschafters, die auch im sommer nach wien zurückgehen wird. dann gingen die ersten schon ins wasser, und auch ich zog mir die badesachen an.

"soll ich ein foto machen und nach minia schicken?" fragte mich grinsend eine professora der kairo-universität, die eines der wenigen nicht-österreichischen mitglieder des frauenkreises ist, als ich im tankini auftauchte. "sicher würde mich keiner erkennen, weil man sich nicht denken kann, dass sich eine respektsperson so anzieht", gab ich fröhlich zurück, warf auch noch das hüfttuch von mir und mich in die fluten - wunderbar! ich hatte gerade einen roman fast fertiggelesen, in dem das mittelmeer an der nordküste, wo viele ägypterInnen die sommerfrische verbringen, als "glatt wie öl" gepriesen wird. dieses hier, das rote meer, war ein wenig bewegt - so wenig, dass es spass machte, weit hinauszuschwimmen und dabei ein ganz klein wenig geschaukelt zu werden. dann konnte ich mich umdrehen und ein panorama aus strand und felsig-sandigen hügeln genießen. davor, im wasser, kreise aus frauen, die sich im wasser unterhielten, umeinander herumschwammen und das salzige nass auf vielfältigste art genossen.

irgendwann waren wir alle wieder an land und führten grüppchenweise schmäh, bis das essen fertig war: bratwurst vom holzkohlengrill, erdäpfelsalat und andere leckere dinge türmten sich bald auf unseren tellern und die stimmung wurde immer ausgelassener, obwohl es - nach meiner zählung - dazu nicht einmal 10 dosen bier für 34 frauen gab. irgendwer stimmte den erzherzog-johann-jodler an, unser tisch, an dem eine vorarblbergerin saß, antwortete mit dem lied vom "wälder isobähnle" (der bregenzerwälderbahn). die gastgeberinnen und der einzige anwesende mann, ein in der küche schuftender ägypter, verwandelten das mittagsbuffett in ein jausenbuffett, während wir geschichten erzählten, vor allem von den eigenen und anderen männern, alles in gemütlichstem österreichisch, das nur unterbrochen wurde, wenn irgendwo ein handy klingelte und sich jede der antwortenden zwischendurch in fließendem ägyptisch-arabisch mit irgendeinem anliegen auseinandersetzte. was wunder: viele der mitglieder des frauenkreises sind schon mehr als ihr halbes leben in ägypten.

eine recht junge frau, die leggings und eine langärmelige bluse über ihrem badeanzug trägt, stammt aus der steiermark und lebt nun in einem dorf im nildelta. sie ist zum islam konvertiert und trägt auch das kopftuch. sie ist eines der besten beispiele dafür, dass das kopftuch nicht das verändert, was unter diesem tuch ist: geist und lebenseinstellung. offen, fröhlich und voller elan arbeitet sie im landwirtschaftlichen betrieb ihres mannes mit und beschäftigt sich mit ihren söhnen, die 6 und 8 jahre alt sind. sie fährt gelegentlich nach kairo, um ein bisschen kultur zu genießen, meint aber sonst, dass sich eigentlich im leben immer alles findet, wie es sich auch für sie gefunden hat, als sie ihren job als managerin bei ikea aufgegeben hat und hierher gekommen ist.

wir feiern einen geburtstag und essen eine menge selbstgemachte torten und apfelstrudel. danach sollte ich eigentlich schon nach kairo zurück fahren - eine freundin hatte mir extra eine mitfahrgelegenheit organisiert. ich bedanke mich für den platz im auto, entschuldige mich aber: ich möchte doch noch einmal ins wasser! mit einem kleinen strandspaziergang, bei dem ich korallenstückchen sammle, wärme ich mich auf (was bei über 30 grad eigentlich nicht notwendig wäre ;-)), dann bleibe ich wieder im wasser, bis ich meinen aufkeimenden sonnenbrand mit dem anderer schwimmerinnen vergleichen kann.

schließlich gibt es noch ein schlückchen wein zum abschied vom strand, eine kleine ansprache unserer präsidentin und ein gruppenfoto. der bus wartet schon.

mit ein wenig schlechtem gewissen versuche ich nun hisham anzurufen, der heute aus der wüste heimkommen soll. ist er etwa gar schon in kairo? er ist noch immer außerhalb des empfangsbereichs und meldet sich später über satellitentelefon. er musste ein auto retten und kommt, wenn überhaupt, weit nach mitternacht - der arme!

da es hisham ohnhin nichts hilft, wenn ich mitleide, rauche ich in downtown eine abschluss-shisha mit einer meiner neuentdeckten österreichischen nachbarinnen. sie hat so eine freude mit dem leben in ägypten, dass gleich ein wenig davon auf mich übersprang und ich mich ganz fröhlich zu hause wiederfand.

werden mich dieses land und diese stadt überhaupt je loslassen? die österreichischen expertinnen, die ich zu rate gezogen habe verneinen diese frage jedenfalls entschieden.

Wednesday, May 2, 2007

die insel roda

in kairo besuch zu haben ist nicht ganz einfach, weil die besucherInnen nicht allzu viel selbständig machen können. wenn sich ein taxifahrer finden lässt, der englisch spricht, heisst das noch nicht, dass er auch weiss, wie man dort hinkommt, wo man hinwill, denn hier ist es nicht der job der taxifahrer, die wege zu kennen. wenn man dort ist, wo man hinwill, findet man entweder niemanden, der englisch spricht oder zu viele, die alles mögliche wollen, was man/frau selbst vielleicht gar nicht will. einheimische oder zumindest erfahrene begleitung ist also angesagt. wenn jemand länger als eine woche bleibt, wird das fuer die gastgeberInnen ganz schön anstrengend. so bat mich eine freundin, ob ich nicht einen halben tag mit einer freundin von ihr verbringen koennte. ich bot mich an, ihr den manial palast zu zeigen. er liegt auf der insel roda.

in kairo gibt es mehrere inseln im nil, von denen gezira wohl die bekannteste ist. auf gezira bin ich oft, da im stadtteil zamalek meine schwiegermama und eine meiner besten freundinnen wohnen. südlich von gezira liegt roda.

nach roda kann man von bab el louq aus ganz gut zu fuss gehen. zuerst wandert man nach garden city und dann noch ein stück auf der corniche, bis man die brücke zum hyatt hinübergehen kann, das auf roda liegt. ich überquerte diesmal nicht, sondern blieb an der corniche und sah mir roda zunaechst von der garden-city-seite her an. kleine gärtchen säumen den kleinen nil, der blick ist völlig idyllisch, wenn man den verkehrslärm aus seinem wahrnehmungsspektrum ausfiltert, fühlt man sich in einen kurort versetzt. auf roda gibt es auch weniger verkehrslärm - die insel ist mit einigen ausnahmen ziemlich ruhig. ich nahm die nächste brücke, die eine der ausnahmen darstellt, und war schneller vor dem manial-palast als ich gedacht hatte. dieser palast, dessen unterschiedliche gebäude größtenteils zu anfang des 20. jahrhunderts erbaut wurden, verfügt auch über einen recht schönen garten. normalerweise ist es dort recht ruhig und es ist angenehm, auf jemanden zu warten. diesmal aber war es anders: die palastanlage wird renoviert. kein eintritt also, ich hätte mich auch wegen meiner baustellenphobie nicht darum gerissen ;-)

da ich auch nicht scharf darauf war, auf rodas hauptverkehrsstraße eine viertelstunde auf meine verabredung zu warten, setzte ich mich ins café gegenüber vom palast. es ist auch idyllisch - direkt am kleinen nil gelegen, ein bisserl altmodisch, aber sehr schön zum sitzen. der kellner konnte es gar nicht fassen, dass ich bereits die rechnung bestellte, als er mit dem kaffee kam. er brachte sie natürlich auch nicht, sondern erklärte mir, ich sollte erst einmal den kaffee in ruhe genießen (meine gegenargumente zählten nicht). ich genoss, wenn auch in eile, und musste dann natürlich nach dem guten mann suchen, der sich nunmehr doch über meinen zeitdruck freute, weil ich ihm einfach einen 10-pfund-schein in die hand drückte ohne auf wechselgeld zu warten.

ich stand keine 2 minuten vor dem palast, da kam auch schon ein taxi mit einer ausländerin an. e., die freundin meiner freundin, zeigte sich bereit, ein stück mit mir zu spazieren. wir gingen der palastmauer entlang in richtung süden, und sie begann, mir ihre familiengeschichte zu erzählen. ihre grossmutter, eine in kärnten lebende kluge und strategisch denkende frau hatte eine reihe von beziehungen aufgebaut... wie trocken das klingt! e. erzählte mir einige beispielhafte episoden, bis ich ausrief, das klinge wie aus einem roman von adalbert stifter. ich werde hier dennoch nicht versuchen, die geschichte in details wiederzugeben. wir waren wieder beim nil angelangt und in einer späteren periode von e.s leben. sie erzählte, wie sich ihre italienischkenntnisse entwickelt hatten, sie dann doch wieder nach kärnten zog, wo sie italienischunterricht gab - weniger, um geld zu verdienen, als vielmehr, um soziale kontakte auf- und auszubauen. heute ist sie ihrer liebe zu italien gefolgt und lebt in triest.

sie bewunderte die gärtchen am nil, in denen zimmerpflanzen aufgezogen werden und wo wirklich jeder quadratzentimeter für einen blumentopf genützt wird. die straße am nil entlang ist eine sackgasse und hat damit fast etwas fußgängerzonenhaftes - ganz untypisch für kairo und wunderschön ruhig. es war mittag und recht warm, aber noch erträglich. dennoch war e. dann froh, als wir die nordspitze der insel erreicht hatten. wir zahlten eintritt für den manasterly-palast-komplex und rasteten erst einmal ein wenig auf einer bank im garten. dann wollten wir den palast besichtigen. ich hatte ihn bisher nur bei einem konzert gesehen, und er ist auch - anders als mein reiseführer das meint - nur bei konzerten zu besichtigen. also kein palast für heute. immerhin durften wir die nilterrasse des palastes betreten, vor der sich der fluss wie ein see ausbreitet, in dem die nächste insel, dahab island, liegt. auch ein blick durch eines der fenster war möglich, sodass immerhin eine der stuckdecken zu sehen war, für die der palast aus der mitte des 19. jahrhunderts berühmt ist, der dem innenminister ahmad al-manasterly, einem zum islam konvertierten belgier, als wohn- und arbeitssitz gedient hat. es ist und bleibt ein jammer, dass man auf der terrasse nur vor den konzerten erfrischungen serviert. wir hätten dort sicher ein schönes stündchen verbringen können, vielleicht auch mehrere.

stattdessen gingen wir ein stück zurück und in den nilometer. nilometer waren seit den zeiten der pharaos dazu da, die fluthöhe des nils zu messen. so konnte man voraussagen über die zu erwartende menge der ernte treffen. heute gibt es die staudämme und keine überschwemmungen mehr, aber einige nilometer sind noch erhalten. der, den wir besuchten, wurde 861 erbaut, später mit innenverzierungen und inschriften versehen und ich sehe ihn noch immer gern an, obwohl ich schon einige male drinnen war. man kann sich über frühere wasserstände informieren, sich vom "wärter" des pavillion-artigen häuschens, das den nilometer bildet etwas erzählen lassen und dann auf lustig-freie weise für die gäste ins arabische übertragen und man kann die stiegen in das innere des nilometers hinunterklettern, bis man sich auf der höhe des früheren wasserspiegels befindet. letztere möglichkeit ließen wir aus, da die fehlenden stiegengeländer doch nicht jederfraus sache sind.

ebenfalls im palastkomplex befindet sich das umm-koulthum-museum. ich hatte es noch gar nicht besichtigt, und nun sahen wir es beide das erste mal. Umm Koulthum ist die bekannteste und bedeutendste ägyptische Sängerin, deren lieder noch heute gern gespielt werden. Die diva, die 1975 gestorben ist, wird fast göttinnengleich verehrt. demgemäß ist auch das museum zwar klein, aber extrem liebevoll gestaltet. collagen aus bildern aus allen lebensaltern und der großen frau, kleider, die sie bei ihren auftritten getragen hat, schmuck und medaillen, die ihr verliehen worden sind, und zu all dem ihre musik, deren reiz eine mischung aus ländlichen elementen, die sie von ihrer kindheit im delta "mitgebracht" hatte und städtischen einflüssen darstellt. den höhepunkt des museumsbesuchs bildet ein "panorama": umm koulthoums lebensstationen zusammelngestellt in wechselnden bildern, die auf eine mindestens 5 meter lange, gewellte leinwand projiziert werden. natürlich gab auch hier ein freundlicher mensch zusätzliche informationen und erhielt denn auch zusätzliches kleingeld von uns. der museumsbesuch war mit 2 pfund (ca. 25 cent) ohnehin mehr als wohlfeil gewesen.

nun stellte sich heraus, dass e. vom gleichen taxifahrer abgeholt werden sollte, der sie auch zum manial-palast gebracht hatte. das erwies sich sich zwar als etwas kompliziert, weil er manial- und manasterly-palast nicht voneinander unterscheiden konnte, aber schliesslich fanden wir einander doch, und er war nur ein kleines bißchen boese wegen unseres "verwirrspiels" ;-) so verließen die insel und warfen uns in den stau, um zur amerikanischen universität (AUC) zu kommen, wo e. im buchgeschäft stöbern wollte. ich stöberte mit und wir tranken noch einen kaffee und verabredeten ein wiedersehen in wien und triest.

da die AUC in bab el louq liegt, hatte ich es nicht weit nach hause. da ich auf dem heimweg in eine freundin hineinlief und deshalb noch einen kaffee trank, dauerte der heimweg aber dann doch ein weilchen.

es kann manchmal doch spaß machen, das haus zu verlassen!

Sunday, April 8, 2007

zwei osterspaziergänge

kullu sana w'entu tayyibbiin,
frohe ostern!

sicher vermissen viele hier noch immer die bilder, die vielleicht nie hinzugefügt werden, sondern sich aus den worten ergeben müssen. gerade ist hisham wieder mit meiner/unserer kamera in die wüste aufgebrochen. da er diesmal mit einem pensionierten general nach gazellen sucht, ist von seiner tour wohl auch eine spannendere ausbeute an bildmaterial zu erwarten als von meinen - sehr im alltäglichen verhafteten - ausgängen.

wer urlaub vom alltag und von kairo machen möchte, kann hier zu einem anderen weblog "abzweigen": meine freundin jana offeriert bilder und texte zum leben in dahab und - unter anderem - einem trip nach alexandria:


für jene, die (virtuell) mit mir hier in kairo geblieben sind:

bei uns hat sich der sand, den gestern ein heisser tag herbeigebracht und abends ein kühler wind herumgeblasen hat, endlich aus der luft verzogen und ein herrlicher ostersonntag lacht über kairo. da ich vielleicht nach den osterfeiertagen für 2 tage wegfahren kann, habe ich mich momentan mit meinem computer in eine kühle verdunkelte ecke der wohnung verzogen. um diesen speziellen sonntag doch ein wenig ehre zuteil werden zu lassen, habe ich beschlossen, meine heutigen vormittäglichen gänge als osterspaziergänge zu definieren.

der ostersonntag ist in kairo nur an den schulen und unis feiertag. ausserdem dürfen die christen sich freinehmen um ihren festtag würdig zu begehen. und die handwerker haben auch immer sonntags frei. demgemäß war es heute nachgerade angenehm, sich auf die strasse zu wagen.

den ersten "ausflug" unternahm ich um 11, weil ich keine zigarretten mehr hatte. da mein lieblings-kiosk gleich neben der haustür zu hatte (ich glaube, er richtet sich bezueglich oeffnung vor allem nach der gegenueberliegenden schule), wurde aus dem zigarrettenkauf ein kleiner spaziergang um ein paar häuserblöcke. die sonne strahlte, die vögel zwitscherten, als wäre rundherum wald und nicht nur jenes sehr spärliche grün, das downtown kennzeichnet. also: ganz genau in downtown bin ich ja nicht, aber gleich in der nachbarschaft, in einem bezirk namens bab el louq.

zwar hatte ich mich aufgemacht, um ungesundes (die zigarretten) zu kaufen, aber nachdem ich schon mal zum kushk (kiosk) in der nähe des midan falaki gepilgert war, hatte ich mich schon so sehr dem markt angenaehert, dass ich auch sehen wollte, ob nicht die obststände auch heute etwas verkaufen. und natürlich tun sie das - sie haben eigentlich immer offen, auch am freitag.

was erfreulicherweise zu hatte, war der fischstand, an dem in den letzten tagen fizih verkauft worden war. dieser fisch, der von traditionsbewussten zu sham innessim, dem frühlingsfest, das morgen (am ostermontag) stattfindet, gegessen wird. "fizih" wurde mir von einheimischen als "rotten fish" übersetzt, und so riecht er auch. es war also nicht immer angenehm, am fischstand vorbeizugehen! ich gebe gern zu, dass ich bei aller transkultureller neugier noch nie fizih verkostet habe und dies auch heuer nicht zu tun plane. die meisten meiner freunde essen ihn auch nicht...

ich erwarb äpfel und bananen und war froh, dass der verkäufer weggehen musste um wechselgeld zu holen und ich mein gesicht für 2 minuten in die sonne halten konnte. kaum zu hause angekommen, fiel mir siedendheiss ein, dass ein salzburger prof. posters für mich im kulturforum hinterlegt hatte, die ich am dienstag fuer meinen unterricht brauche. da ich derzeit keinen schlüssel fürs "kf" habe, muss ich meine anwesenheiten dort mit dem botschaftspraktikanten abstimmen, der dort nicht nur arbeitet sondern auch wohnt. zum glück war er nicht auf osterausflug, sondern zu hause.

ich verliess also mein zuhause gleich wieder um nach garden city, einen anderen nachbarstadtteil von bab el louq zu laufen. vom sonst üblichen vormittäglichen verkehrschaos war nur ein fast schon beschaulich zu nennender rest uebriggeblieben. nahezu beschaulich waren auch ein polizist und sein gefangener, die ich bei einer bushaltestelle sah: der häftling war in handschellen - aber auf sehr ägyptische art. eines seiner handgelenke war mit der unangenehmen fessel "geschmückt" während die zweite schelle offen herumbaumelte!

ich promenierte durch die "lokalmeile" aus den schicken cafés "costa", "beano's" und "el cilantro", die sämtliche nur vorstellbaren arten von kaffee (vom espresso bis zum cafe latte mit karamel) und ausgesucht gute kuchen servieren. her treffen sich vorzugsweise studentInnen der gegenüberliegenden amerkanischen universität. das ende der straße wird gebildet von mc donalds und kentucky freid chicken und einem traditionellen ahwa, vor dem immer ein paar alte männer sitzen und die shisha rauchen. dann kommt der hauptplatz mit der berüchtigten mogamma und dann beginnt garden city. hinter der amerikanischen botschaft - einem riesenbau - ist immer eine art fussgängerzone, weil sich dort eigentlich nur ausländerInnen und ausgesuchte personen bewegen dürfen. von dort ist es nicht mehr weit zum kulturforum, das die ehemalige residenz des kulturrates ist und direkt am nil liegt. heutzutage leiste sich österreich keinen kulturrat mehr, also geniessen bibliotheksmitarbeiterInnen (wie ich), praktikantInnen (wie norbert) und veranstaltungsbesucherInnen den wunderbaren blick vom wintergarten auf den fluss. ich genoss diemals noch mehr den blick auf meinen schreibtisch: neben den posters fand ich noch eine foto-cd, die mir die salzburger tourismus-info offenbar auch zugedacht hat. ferner gabs - von mir bestellte - mozartkugeln (die muss ich leider verschenken) und ein buch über salzburgisch-bayerische dialekte. so hatte ich also auch mein osterei. das buch ist nicht nur spannend geschrieben, sondern auch von einer sprechenden landkarte begleitet.

ich wanderte mit meiner "beute" noch ein stückchen durch garden city. dieser bezirk macht seinem namen alle ehre, weil er doch um ein erkleckliches grüner ist als die meisten anderen zentralen stadtteile. zwar gibt es nicht so viele gärten, wie man vom namen her vermuten würde, aber dafür ist fast jede strasse baumbestanden und die äste wölben sich wie ein dach über der straße, was das gehen in garden city sogar im sommer nicht zu unangenehm macht. auch der verwaltungsbezirk, durch den ich nach bab el louq zurückging, ist nicht so übel. das volksparlament befindet sich in einem ehemaligen palast, die breiten straßen sind ebenfalls von alleebäumen oder palmen gesäumt und vor mir lag der blick auf den ehemaligen palastbezirk abdin, in dem sich altehrwürdige und alte und weniger ehrwürdige bauten ein stelldichein geben. den abdin-palast gibt es auch noch, aber er versteckt sich hinter dem häuser-puzzle.

ich hatte wieder meine straße, die sharia noubar, erreicht, mehr palmen gesehen als in ganz wien vorhanden sind und jedenfalls genug sonne getankt um meine glückshormonproduktion anzuregen. nun kann ich munter an meinem nächsten konferenzbeitrag schreiben, nachdem ich erst vor 3 tagen einen gehalten habe. so wird mir nicht fad. ich mache etwas, was mit meiner diss zu tun hat und dennoch etwas, was weit genug davon entfernt ist, dass ich nicht wirklich an der großen arbeit weiterkomme. aber nun, da die glückshormone ausgeschüttet sind, kann mich das auch nicht zu sehr bekümmern. al hamdullilah!

Saturday, March 24, 2007

abbasseya und aguza

donnerstags verliess ich (fast) freiwillig zweimal meine wohnung. das ist an und für sich schon eine derartige seltenheit geworden, dass es erwähnung verdient. und dabei verließ ich sogar beide male meinen stadtteil!

normalerweise bewegen mich die aussichten auf das stecken im stau dazu, alle termine in die möglichst unmittelbare nähe meines wohnbezirks zu verlegen. aber ein anfall aus mitleid (mit einer erkälteten magisterkandidatin) und wagemut gab mir die power, das abenteuer gleich zweimal hintereinander zu wagen.

ich war früh aufgestanden, denn bevor ich die bereits korrekturgelesene magisterarbeit zu handke abliefern wollte, musste noch heftig in einer anderen weitergelesen werden. so wurde es denn auch halb 3, bis ich das haus verließ. aber el abbasseya ist nicht schwer zu erreichen. ich ging zur metro und fuhr nach manshiyet el sadr. wie lange habe ich das schon nicht mehr getan!

in el abbasseya fing alles an zwischen mir und ägypten. in el abbasseya habe ich am anfang gewohnt und gearbeitet - an der ain shams universität. und als ich dann in zamalek wohnte, habe ich 3 mal pro woche die metro nach manshiet el sadr genommen. voll war sie schon damals immer gewesen. am letzten donnerstagnachmittag war sie voller, als ich sie in erinnerung hatte. und es war heiss. aber im frauenwaggon gibt es auch im gedränge meistens solidarische atmosphäre. eine nötigte mich, meine tasche auf ihrem schoß abzustellen. später stand sie auf um einer frau mit baby platz zu machen und die tasche wurde der sitznachbarin übergeben. nur das aussteigen ist immer eine qual, weil prinzipiell jene bei der tür stehen, die nicht aussteigen müssen und das einsteigen immer gleichzeitig mit dem aussteigen passiert.

über abbasseya, schreibt robert solé in seinem "dictionnaire amoureux de l'égypte", fände man in keinem reiseführer mehr als eine zeile, wenn überhaupt. in abbasseya gäbe es nichts zu sehen. ich stieg in manshiyet el sadr aus und sah zunächst einmal, dass es nur eine zweite fussgängerbrücke gibt, die über die u-bahn-gleise führt. das ist zwar keine sehenswürdigkeit, aber es ist erfreulich, denn ich erinnere mich noch gut an die menschenstaus auf der brücke, die ich insgesamt nicht liebe, aber die morgens, wenn frau es eilig hat, doppelt unangenehm sein können. auf der anderen seite angekommen, freute ich mich am duft nach frischem gebäck, der dem geschäft meines lieblingsbäckers (er macht eine art hefekranz, die unserem striezel sehr ähnlich ist) entströmte. danach bog ich gleich in eines der winzigen gässchen ein, die durch den dorfähnlichen teil des stadteils führen. als abbas I, nach dem dieser stadtteil benannt ist, lebte, war hier nur wüste. abbas, ein enkel mohamed alis, hatte sich geweigert, sein land der aussenwelt zu öffnen. der dorfbezirk von abbasseya sieht so aus, als folgte man dieser politik hier noch immer: hühner und enten laufen über die straße, manchmal grasen ziegen auf dächern. keine frau sitzt je in einem der kaffeehäuser, das gemüse wird zum teil direkt vom eselskarren weg verkauft.

überquert man die gleise der straßenbahn, die es hier auch noch gibt, ändert sich das bild drastisch. plötzlich ist man mitten in einem markt. aber es ist kein gemüsemarkt, es ist ein bazar, der auf studentischen bedarf zugeschnitten ist. hier gibt es die buntesten und kitschigsten hefte, papier in allen formen und jede menge stifte. was brauchen studentInnen hier sonst noch? schals, parfüms und herzen und ähnliche gebilde aus samt und organza und mit goldstickerei werden zwischen den papierenen notwendigkeiten verkauft. der markt hat dem anwachsen der studentenzahlen rechnung getragen, indem er sich verdichtet hat. er ist größer geworden ohne an ausdehnung zuzunehmen, und so wachsen die wege zwischen den ständen ein wenig zu. wie sich das vor allem im ramadan auswirkt, wenn alle fast gleichzeitig die uni verlassen und den weg zur u-bahn oder zur straßenbahn nehmen, will ich mir erst gar nicht ausmalen. vielleicht gibt es aber auch dafür eine flexible lösung, auf die menschen aus europa gar nicht kommen würden.

nach dem markt ist die uni schon fast in sichtweite. mit der sharia khalifa ma'amun taucht auch ein ganz anderes abbasseya auf: die ain shams universität, eines der uni-spitäler und viele, viele militärische anlagen. war es vorher eng und verwinkelt, ist nun alles gross und weit. meine freundin samah wartet schon vor dem parkplatz in ihrem auto. auch sie hat nun 2 jobs und kann sich daher das auto leisten. darum muss sie auch trotz verkühlung nach unserem treffen noch zu einem termin. wir fahren ums eck, zum uni-gästehaus, wo ich am anfang meiner ägyptischen jahre gewohnt habe. wir geben uns kurzen reminiszenzen hin (mit samah war ich vor fast 5 jahren am kairo-tower, von samah habe ich gelernt, wie ich vom uni-gästehaus zur metro komme, sie fragt mich danach, wie das wohnen hier im gästehaus war). dann müssen wir schnell, schnell kurz über die arbeit sprechen (sie ist ausgezeichnet) und dann müssen wir schon wieder weg.

diesmal will ich ein taxi nehmen. nach einer weile findet sich ein taxifahrer, der bereit ist nach downtown zu fahren. das machen - wegen des dort garantiert herrschenden verkehrschaos - nicht alle. verwunderlicherweise gibt es auf der ramsis-strasse gar keinen stau. aber danach. ich habe etwas zum (korrektur)lesen mitgenommen, also ist mir das chaos draussen relativ wurscht und ich gelange leicht verschwitzt, aber in erfreulich heilem nervenkostüm wieder zu hause an.

ich rufe meinen abteilungsleiter an. er will mit mir essen gehen, es werden auch noch ein paar freunde von ihm mitkommen. ich packe neue papiere zusammen, drucke noch schnell etwas im internet-café aus und finde ein taxi nach aguza. dass davor 4 taxifahrer abgelehnt haben, hätte mir zu denken geben sollen. der tahrir-platz, das ständig voller autos pochende herz der stadt, scheint kurz vor dem stillstand zu stehen. wir schlängeln uns seitlich vorbei und stecken dann dort im stau. irgendwie geht es wieder weiter bis zur nilbrücke und dort stehen wir dann wieder mehr, als wir fahren. ich bereite ein interview mit meinem chef vor. ich sehe kaum auf, um den nilblick zu geniessen. erst auf der 2. brücke gönne ich mir einen längeren blick und denke daran, wie ich früher immer herzklopfen hatte, als ich den nil sah. oh, meine liebe zu kairo, wo ist sie geblieben?

irgendwann ist der nil überquert und damit sind wir in aguza. über aguza schreibt robert solé nichts. vielleicht wollte er ja keine worte für seinen "dictionnaire" verwenden, die nicht ins franzoesische alphabet passen. aguza beginnt mir einem "ain", einem laut, der entsteht, wenn man das a durch die zusammengepresste kehle herauswürgt. mir gelang der ain erst dann gut, als ich mir vorstellte, dass das a während des herauspressens auch noch eine eine umdrehung machen muss. ratschläge von native speakers: "it must hurt".

aguza beginnt mit der al nil-straße. diese straße, die sich den nil entlangzieht und sich leer durchaus wie eine prachtstraße ausnehmen könnte, ist am donnerstagnachmittag auto-nahkampf-gebiet. mein taxi quetscht sich zwischen den fahrzeugen durch, steht, hupt, quetscht sich weiter und landet schließlich an einer straßenecke beim "neama", einem ägyptischen fast-food-restaurant. dort bin ich mit dr. sayed verabredet. er wartet auch schon, und 3 seiner freunde ebenfalls. die männer sind zuvorkommend und überlassen mir im auto den beifahrersitz. und so bin ich schon mitten im abenteuer, denn mit 4 männern im auto zu fahren, könnte ich mir in meinem wohnbezirk nicht leisten. es ist "mish munasib", nicht angemessen. die menschen würden schlecht über mich reden und noch schlechter über meinen mann, der es zulässt, dass ich mich so benehme.

auch aguza hat eine fast dörfliche struktur: nach den hohen, palastartigen häusern am nil geht es übergangslos in kleine, verwinkelte gässchen mit meistens eher niedrigen häusern über. "aguza" heisst "alte frau" und war wohl vor langen, langen zeiten ein vorort von kairo. jetzt ist es mitten im großstadtmoloch. wir reden und fahren und schnell habe ich die orientierung verloren. wir essen im "al arabi" kebab und kofta. wie üblich sind die menschen (nicht nur die männer) fast schockiert, dass ich so wenig fleisch esse. wir sprechen deutsch und arabisch, sogar die eigentlich nicht deutsch sprechenden freunde von dr. sayed kramen worte wie "danke" und "sehr gut" hervor.

nach dem essen wollen alle gleich aufbrechen und ich habe noch immer nicht mein interview gemacht. wir beginnen auf der straße, wo wir ums auto herumstehen, weil weitere freunde angerufen werden. wir setzen im auto fort, fahren um weitere ecken und halten schliesslich vor einem ahwa (kaffeehaus). es ist ruhig genug, um vor dem ahwa zu sitzen. ich rauche seit ewigkeiten wieder einmal eine shisha und fahre fort, sayed über salzburg zu befragen. so soll ein authentischer text fürs erste studienjahr entstehen. die freunde haben sich inzwischen reduziert, dafür kommen andere - freunde oder stammgäste des ahwa - küssen die mit mir sitzenden männer und setzen sich manchmal dazu.

ich bin fertig mit interview und shisha und muss nur noch herausfinden, in welche richtung der rückweg anzutreten ist. die männer hätten mich auch dabehalten, aber ich weiss, dass sie auch gern unter sich sind und erkläre, dass ich in ägypten (fast) nach ägyptischen regeln lebe. das finden sie natürlich super und ich werde von ihnen sogar noch in ein taxi gesetzt. um halb neun bin ich zu hause: mehr als brav, zumal ja in bab el louq, wo ich wohne, niemand über meine "eskapaden" jenseits des nils weiss ;-))

Saturday, March 17, 2007

work is not permitted

natürlich musste auch in diesem studienjahr wieder einmal die zeit kommen, zu der ich mich in die mogamma, die inkarnation kafkaesker schreibphantasien, zu begeben hatte. eigentlich hätte diese zeit ja schon irgenwann im letzten herbst kommen sollen, allein, da lag die vertragsverlängerung mit meiner uni noch im hochschulministerium, von dem sie sich erst nach intervention durch die österreichische botschaft weiterbewegt hatte. wer war schuld?

ich natürlich! ich hätte nämlich meiner uni im juni schon einen brief schrieben müssen, dass ich wiederkomme. davon hatte mir zwar leider niemand was gesagt, aber das ändert nichts an meiner schuld. in ägypten ist nämlich nie wer schuld, jedenfalls kein ägypter und keine ägypterin. zum glück gibt es eine grosse menge an ausländerInnen hier, die können die schuld absorbieren. wenn sich das nicht ausgeht, gibt es noch immer reichlich auf im ausland lebende gruppen abzielende verschwörungstheorien...

trotz meiner schuld erhielt ich schliesslich den brief von der uni, den ich zum erhalt eines aufenthaltsvisums brauche. ich bekam ihn eine woche vor meiner abreise nach österreich und wagte mich zu diesem zeitpunkt nicht mehr auf die mogamma. bei der einreise hatte ich wieder ein monatsvisum, aber vor 2 wochen wurde der bedarf an einem neuen visum akut. also auf in die hochburg der bürokratie. die recht freundliche dame am ausländerInnenschalter nahm den brief in augenschein, befand, dass eine formulierung falsch sei, schrieb mir die neu zu schreibende zeile und empfahl mir, damit wieder auf die uni zu gehen. ich warf ein, dass mein visum bereits abgelaufen sei, sie wies mich auf die 2 wochen toleranzfrist hin, ich beteuerte, dass sich innerhalb von 2 wochen von der uni nix bekommen liesse. sie sah das ein und empfahl mir ein touristenvisum. ich beschloss, mich damit zu begnügen.

touristenvisum geht auch schneller als aufenthaltsgenehmigung - das ist für österreich nicht anders - ich dürfe in 4 tagen wiederkommen, sagte mir die nette dame, nachdem sie meine passkopien, den antrag und fotos in eine mappe geheftet hatte.

ich kam nach einer woche wieder. diesmal musste ich mich vor einem anderen schalter anstellen bzw. das tun, was in österreich anstellen wäre. ich klebte mich also an den menschenklumpen, der vor einem schalter zusammengeballt war, hinter dem niemand saß. ich war im klumpen die einzige frau, was ich nicht angenehm fand. die mich umklumpenden männer hatten diverse hautfarben und pässe. ohne rassistisch sein zu wollen, glaubte ich einen zusammenhang zwischen der dunkelheit der haut und der geschicklichkeit beim vordrängen zu erkennen. irgendwann sass auch jemand hinter dem schalter und irgendwann kam ich auch dran. mein "file" war aber nicht zu finden. ich instistierte, die - weniger freundliche und sehr überarbeitete - beamtin suchte nochmals, aber ohne ergebnis. "go to their boss", riet mir ein sudanesich aussehender leidensgenosse, und ich tat das auch.

ich überschüttete den boss mit einem wortschwall, der zumindest für ausländerInnen arabisch geklungen hätte. er nahm auch zur kenntnis, dass ich mich beklagte und gab mir einen büroboy mit, der sich vor mir durch das auf den gängen herrchende gedränge wand. wir waren wieder beim schalter der einreichung, in dessen hintergrund der visaantrag auch gefunden werden konnte. allerdings mussten daran offensichtlich noch einige schreibarbeiten vorgenommen werden. zum glück tauchte hisham auf, als ich dabei war, die nerven zu verlieren. das heisst: sein glück war es natürlich nicht, mich bei einem heruntergewürgten tränenausbruch zu beobachten.

immerhin war so die zeit, die es brauchte, bis die erforderlichen vermerke in dem mich betreffenden mäppchen vorgenommen worden waren, verstrichen, und wir durften wieder zum abholschalter. wenn ich mich daran erinnere, wie entspannt ich die ersten beiden male die mogamme besucht hatte, und wie mir im letzten jahr durch einen schreianfall immerhin innerhalb von einer woche ein aufenthaltsvisum ausgestellt worden war, ist mir nicht begreiflich, wieso ich den vermerk der beamtin, dass ich nun in 2 stunden wiederkommen dürfe, nicht mit mehr ruhe quittiert habe. ich verlangte nur meinen pass zurueck und sagte, ich ginge nun zum reisebüro und würde das land sofort verlassen, das ja offensichtlich keinen wert auf meine anwesenheit lege und in dem ich wie scheisse behandelt würde. hier war die anwesenheit hishams ein nachteil, denn automatisch hatte ich diesen gefühlsausbruch auf englisch. daher verstand die beamtin nur "shit", was sie auf sich bezog. sie war zutiefst beleidigt, ich auch, und wir zogen hintereinander zum boss - ich mit dem pass, sie mit dem mäppchen, hisham hinter uns drein, versuchend zu kalmieren. der boss nahm pass und mäppchen und wir wurden beschieden, dass wir das visum in einer viertelstunde abholen könnten. ich war zwar wirklich nicht mehr scharf auf das visum, und hätte mich über einen grund zur sofortigen abreise sehr gefreut, aber den hatte man mir vorläufig weggenommen.

nach einer viertelstunde gab es tatsächlich das visum. wie jedes touristenvisum trägt es den vermerk "work is not permitted". ich kann also noch immer hoffen, dass jemandem auffällt, dass ich hier ohne arbeitgenehmigung arbeite und ich des landes verwiesen werde. aber diese chance ist äußerst gering. ich muss also voraussichtlich noch 92 tage warten, bis ich dieses land verlassen darf, das dem touristen so gastlich erscheinen mag und den neu ankommenden auch. denn ich will nicht vergessen, dass ich hier auch einmal gute zeiten hatte.

anderentags sass ich mit walter und christine grond und 2 schweizer freunden von ihnen sowie 2 leuten von der österreichischen botschaft und einem uni-kollegen in al minia im uni-klub in der sonne. der nil zog vorbei, und auch die gedanken und gespräche. die sonne schien - da ich mit ausländerInnen sass - zur abwexlung sogar auf unsere gesichter. die lesung von grond, die im chaos begonnen hatte, war sehr erfolgreich gewesen. um die offiziellen partien im büro der dekanin war ich dank meines unterrichts herumgekommen. jetzt war es nur noch schön. jeder wunderte sich, dass ich nicht öfters in al minia übernachte, weil es hier so schön sei. wir machten auch noch einen langen spaziergang an der corniche - und die nilpromenade ist wirklich die schönste in ganz ägypten. so sollte es immer sein! am ende machte es mir nicht einmal mehr etwas aus, dass ich nicht den früheren zug nach hause hatte nehmen können (denn sogar darüber hatte ich mich mittags noch gegrämt)...

und wenn ich einmal finde, dass mir die arbeit zu viel wird, kann ich ja jetzt simpel mein visum herzeigen, das eigentlich meinen neigungen entgegenkommt: ich darf nicht arbeiten. al hamdullilah! wenn das nur jemand ernst nehmen würde! ;-))

Saturday, March 3, 2007

kairo bei nacht (eine meditation)

kairo bei nacht ist ein un-ort für verheiratete frauen, außer sie sind mit ihren männern unterwegs (die nehmen sie aber nicht immer gern mit).

kairo bei nacht ist ein un-ort für unverheiratete frauen, außer sie sind bei einer hochzeit oder mit ihrer familie unterwegs (am besten beides).

kairo bei nacht beginnt für die meisten ägypterinnen um 10. dann müssen sie zu hause sein, ausser sie sind in begleitung (siehe oben). ausnahme (= heimkommen zwischen 11 und 12): frau hat ein auto. (im fall einer panne muss ein männliches familienmitglied zu einer nächtlichen rettungsaktion aufbrechen.

kairo bei nacht kann für ausländerinnen ein bisserl ausgedehnt werden. aber um 12 uhr ist jede frau zu hause, die nicht den eindruck erwecken will, sie warte nur darauf, aufgerissen zu werden. ausnahme (in den "besseren" stadtteilen): frau hat ein auto (aber besser keine panne). ich muss aber zugeben, dass ich mich auch schon mal um 3 uhr nachts nach einer party, allein und zu fuß in dokki verirrt habe und dennoch weder die stadt in ihren grundfesten erschüttert wurde noch sonst nennenswertes geschah. kairo ist nämlich prinzipiell eine sehr sichere stadt. und nicht unfreundlich.

kairo bei nacht sind parties in wohnungen, meistens ex- und inpatriates gemischt. manche parties sind bekannt wie öffentliche orte und wer will, geht auch hin. viele gastgeber halten das nicht längerfristig aus, aber neue (meistens aus der foreign community) kommen nach. und die standardpartygäste sind so gut organisiert, dass es genügt, einen von ihnen einzuladen, und bis zu 50 kommen vorbei. das schönste an den parties ist der balkon, vor allem, wenn es sich um wohnungen mit nilblick handelt. leider sind auf den balkonen meistens menschen, die den blick zerreden wollen oder die nil-kontemplation sonstwie stören.

kairo bei nacht ist die pyramidenstraße. oder gam3at dowwal arabeyya in mohandessin. keine orte für frauen, außer jenen, die von den aegyptern als "bitch" bezeichnet werden. mit diesem wort ist man(n) hierzulande sehr freigiebig. auch wenn man(n) das wort nicht verwendet, die frauen werden ihrem (zugeteilten) status gemäß behandelt. mich wundert nur, dass das manche nicht zu stören scheint...

kairo bei nacht war für mich am anfang sehnsucht, nach irgendwas, was da draußen doch sein muss. was passiert nach den konzerten, der oper, den sonstigen events? damals hatte ich aber selbst eine wohnung mit nilblick und war sehr zufrieden mit vorstellungen und träumereien - inklusive sehnsucht.

kairo bei nacht war, wie ich bald herausfand, nur auf parties und in bestimmten gruppen spannend. wenn man zu lange mit der gleichen gruppe unterwegs ist, wird es schnell ebenso fad wie wenn sich die gruppe auflöst, meistens durch abreise.

kairo bei nacht gibt es in diversen discos. die interessanteren davon sind so teuer, dass sie gar nicht so viel bieten können, dass es sich auszahlt, hinzugehen. ich werde mich aber immer mit freuden an das soft-opening vom latex erinnern, als wir keinen eintritt zahlten und die tanzfläche nur uns gehörte - mir und 6 freundInnen. danke, liebes latex, für dieses geburtstagsgeschenk!

kairo bei nacht ist auch das after eight, wo die tanzfläche so winzig ist, dass es an ein wunder grenzt, dass man doch immer irgendwie platz findet. die live-bands werden ebenfalls auf eine unglaublich enge "bühne" gequetscht. und wer after eight sagt, soll auch den cairo jazz club erwähnen, ebenfalls mit live musik. und immer muss vorher ein tisch gebucht werden, sonst wird man nur ausnahmsweise eingelassen (aber zumidest frau letztlich doch immer).

kairo bei nacht ist am schönsten, wenn man zum flughafen fährt, einmal ohne stau, auf der 6.-oktober-brücke, über und zwischen den lichtern der leuchtreklamen und auf du und du mit den minaretten der moscheen.

kairo bei nacht ist anstrengend, weil man eh schon vom tag mued ist oder vom stau oder der schlechten luft, meistens von allem gemeinsam.

kairo bei nacht ist etwas für die, die tagsüber schlafen. meistens ägyptische maenner, die sind wie jungs und ihr "business", was auch immer es sein mag, erst gegen mittag starten, wenn überhaupt. sie gehen erst gegen mitternacht aus, vor allem im sommer. dann wird die shisha geraucht und karten gespielt, dazwichen gibt es jede menge schwarzen tee. wenn einer aufgeben will, halten ihn die anderen zurück, mindestens bis vier uhr morgens.

kairo bei nacht ist im sommer ganz anders als im winter. im winter gehen wirklich nur die hartgesottenen aus, und auch die oft nicht lange. es ist einfach zu kalt - draussen und drinnen. im hochsommer sind fast alle draussen: die urlaubenden saudis, die familien ohne klimaanlage, die menschen, die die hitze des tages scheuen (und das sind eben fast alle ägypterInnen. die ausländerInnen kommen mit hitze üblicherweise besser zurecht.) nachtaktivitäten: auf den nilbrücken picknicken, auf dem nil mit der fellukka fahren, einen klimatisierten ort aufsuchen, um was kaltes zu trinken (das können sich nur wenige leisten, aber wenige von 20 millionen sind auch schon einige), freundInnen oder familienmitglieder mit klimatisierten wohnungen besuchen, am nil spazierengehen, mit dem auto herumfahren und warten, bis es kühl genug ist, sodass es hoffnung gibt, dass man einschlafen kann.

kairo bei nacht ist fernsehen und dann bemerken, dass es schon 2 ist.

kairo bei nacht ist sich mit einer freundin verquatschen, dort übernachten und am nächsten morgen im stau heimfahren müssen. mit mehr glück ist es freitag und die straßen sind leer und du kannst gehn und glaubst für einen moment, du hättest die stadt ganz für dich allein.

kairo bei nacht waren tarek und mounia, wedad und todd. und mit einer nacht war es oft nicht getan, sodass wir ganze wochenenden damit verbrachten zu versuchen, vom ort des treffens aufzubrechen, doch noch gemeinsam zu frühstücken, mittag zu essen, neue leute einzuladen, in ein neues gespräch zu kippen, doch wieder dort zu übernachten, wo wir gerade waren. tarek und mounia sind in deutschland. todd und wedad in washington. den plan einer internet-party, den wir einmal hatten, haben wir nie in die tat umgesetzt.

kairo bei nacht ist shisha auf dem moqattam, wenn es heiss ist und man hofft, dort doch noch einen kühlen lufthauch abzukriegen. einmal rauchte ich zu viele steine, dann wurde die nacht recht lang und ich lernte, wie nachhaltig eine überdosis tabak wirkt.

kairo bei nacht war einmal nicht weit von den pyramiden. wir schliefen bei einem reitstall im auto, während die jungs karten spielten. dann ritten wir in die morgendämmerung und warteten auf den ersten sonnenstrahl, der auf die pyramiden schien. bevor die sonne hochstieg, mussten wir zurück sein, anderes hätten weder die pferde noch wir ausgehalten.

kairo bei nacht war neulich - eine arbeitsbesprechung, die erst um halb elf begann. um 2 brachte mich die kollegin mit dem auto nach hause. da sie mir das neue auto vorführen wollten und wir die fahrt für ein paar private worte nutzten, brauchten wir eine halbe stunde für einen weg, der zu fuß 5 minuten dauert. ausser einem straßenkehrer war in dieser zeit niemand zu sehn (es war winter).

kairo bei nacht ist die zeit der einsamkeit vieler. dann, wenn austauschstudentInnen ihren kairo-koller bekommen und ägypterInnen sich ins internet oder lange telefongespräche flüchten. kairo bei nacht ist für viele auch die zeit zu lesen, zu schreiben, zu forschen.

kairo bei nacht ist nur lustig, wenn man ein auto hat.

kairo bei nacht ist nicht lustig, wenn man ein auto hat, aber damit im stau steckt - und den kann es in downtown oder zamalek oder mohandessin oder haram auch um halb 2 noch geben. wahrscheinlich auch in heliopolis, aber dort fahr ich nie hin, weil mir der stau dort auf die nerven geht. (dabei soll es in nasr city noch schlimmer sein!) manchen jungs macht offensichtlich der stau nichts aus. sie hängen sich aus den autofenstern und versprühen partylaune. nachdem ägypten letztes jahr den afrika-cup gewonnen hatte, waren alle hauptverkehrsstraßen party-zone. man war zwar mit dem auto unterwegs, aber das fahren war dabei nebensache.

kairo bei nacht können onkel sein, die ihre familienbesuche so spät machen, dass die hausfrau fast weinen muss bei der vorstellung, dass jetzt tee gekocht wird und sie noch nicht schlafen gehen kann.

kairo bei nacht sind mitternächtliche anrufe von chefs, studentInnen und vielen anderen menschen mehr, die ganz verwundert sind, dass jemand um 12 schon schlafen geht (oder schon schläft). Den vogel abgeschossen haben in dieser hinsicht bei mir dennoch nicht die ägyptischen freudInnen und freunderln sondern dine petrik, eine österreichische schriftstellerin: halb 3. alf mabruuk!

kairo bei nacht ist nicht mehr wirklich etwas, was mich interessiert. eigentlich schon lang nicht mehr. es sei denn, kairo bei nacht sind die mitternachtsgespräche mit hisham. aber für die brauchen wir kairo nicht. oder?

danke an herbert für die inspiration.

Wednesday, February 28, 2007

al minia und danach

heute ist mittwoch. das ist in diesem semester mein minia-hangover-tag. das heißt: ich fahre jeden dienstag nach al minia, um dort zu unterrichten. eigentlich stehe ich fuer dienstag und mittwoch auf dem stundenplan, aber wen kümmern hier schon plaene. die butzis (= meine studentInnen) und die assistentin wollen nicht unbedingt einen extra-tag an der uni verbringen. ich, ehrlichgestanden, auch nicht. also war ich schnell verhandlungsbereit, als die mittwoch-studentInnen mich fragten, ob sie auch am dienstag unterricht haben koennten.

ich fahre also dienstags mit dem 8-uhr zug von kairo in den süden. es ist eine schöne zugfahrt, immer an einem kanal entlang und damit durch grüne felder und vorbei an palmenhainen und ähnlichen ländlich-südlichen idyllen. leider sehe ich die idyllen nicht immer, weil ich die 3 stunden im zug meistens mit korrekturen oder unterrichtsvorbereitungen zubringe. dennoch ist es schön, dazwischen aus dem fenster zu schauen und sich am grün des niltals zu erfreuen.

gegen 11 komme ich in minia an, besuche die dekanin, mit der es meistens irgend etwas wegen veranstaltungen oder ähnlichem zu besprechen gibt. ab 1/2 12 bin ich irgendwie und irgendwo auf der uni unterwegs, meistens verfolgt von studentInnen, die sich mit mir unterhalten wollen oder kleine tipps brauchen. wenn ich glueck habe, kann ich im assistentInnenzimmer mit den kollegInnen einen tee trinken.

um 1/2 1 beginnt mein unterricht. diesmal habe ich das 1. jahr und das macht mir grossen spass. es braucht aber auch viel vorbereitung, weil die studentInnen noch keinen großen wortschatz haben. als erstes habe ich ihnen eine wiederholung des wortschatzes aus dem buch vom letzten semester aufgezwungen und das buch auch selbst durchgesehen. ideal waere es, wenn das gehirn wie eine festplatte wäre und ich alle nicht im buch vorhandenen worte aus meinem gedächtnis löschen koennte. da das nicht geht (vielleicht wäre ich dann ja auch nicht mehr eloquent genug fuers bloggen), sind halt merkleistung einerseits und genaues vorschreiben und vereinfachen von all dem, was ich sagen moechte, andererseits noetig.

fuer gestern sah das dann so aus, dass meine "butzis" u.a. folgenden text als lückendiktat vorgeworfen bekamen:

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Wir haben seit einem halben Jahr Unterricht an der Al Alsun Fakultät der Al Minia Universität. Jetzt studieren wir Deutsch bei Frau Rosenauer. Sie ist aus Österreich. Es ist schwierig, sie zu verstehen. Aber sie sagt: "Aller Anfang ist schwer." Wir müssen ein Heft haben, weil es für diese Vorlesung kein Buch gibt. Wir müssen abschreiben, was sie an die Tafel schreibt. Wir müssen lesen und viel üben. Wir nehmen die Übungen wichtig. Die Vorlesung "Allgemeine Texte" ist am Dienstag. Unsere Lektorin kommt mit dem Zug aus Kairo. Wenn wir Fragen haben, kann uns Frau Ayat helfen. Aber sie wird nicht alles übersetzen. Die Themen der Vorlesung sind "Im Unterricht", "Wohnen" und die Länder, in denen die Menschen Deutsch sprechen. Wir müssen auch alle Wörter kennen, die wir im ersten halben Jahr gelernt haben. Wenn wir alle Übungen machen und fleißig arbeiten, wird die Prüfung für uns nicht schwer sein.
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sie bekamen ein blatt mit diesem text, in dem ich grosszügig löcher freigelassen hatte. ich las ihnen dann den ganzen text vor und sie mussten die fehlenden worte einsetzen. so bekommen sie schrittweise mit, dass sie mich wirklich verstehen können und kriegen keine panik. das ist nämlich das problem mit den aegyptischen butzis: sie glauben nicht an ihre fähigkeiten. frau muss ihnen also zuerst selbstvertrauen beibringen. sobald sie dieses dann haben, wächst es so schnell, dass sie recht leicht "oberg'scheit" werden und frau sie wieder einmal ordentlich anschreien oder sonstwie emotional und dramatisch zum arbeiten pushen muss.

das ist anstrengend. deshalb bin ich meist relativ weggetreten, wenn ich am spaeteren abend nach hause komm, zumal ich im zug meistens auch versuche, noch nützliches zu tun, z.b. schon die nächsten dinger zu korrigieren. gestern wars der test, dessen 1. teil der o.a. lückentext ist und - oh weh - die butzis kuemmern sich null um gross- und kleinschreibung. (ich muss diesen blog streng vor ihnen geheimhalten, sonst sagen sie wohl das gleiche über mich ;-)) manchmal trinke ich auch zu viel schwarzen tee, dann bin ich beim heimkommen überdreht und labere meinen mann noch bis mitternacht mit jedem minia-detail voll.

gestern war mein tee-konsum mässig und mein laber-opfer nicht da, also hab ich mir zdf-dokukanal reingezogen bis ich es zumindest wieder schaffte, mich vom sofa zu erheben und ins bett zu gehen.

manchmal fasse ich es kaum, dass der unterricht in minia (exklusive vor- und nachbereitungen, zugegeben) - und damit mein hauptjob hier - in einem tag von gut 12 stunden zu erledigen ist. wenn ich aber mitberechne, dass ich am tag darauf meistens nix g'scheites weiterbring und mich manchmal richtiggehend verkatert fuehle, sind diese 12 stunden offensichtlich recht ausgiebig...

gegen minia-kater hilft eine computer-session natuerlich nicht. ich ziehe mich also zur home-aerobic zurueck, dann hab ich wieder power für meine diversen "offenen agenden".

ich hoffe, auch fuer euch stehen an diesem tag ein paar erfreuliche aussichten zur verfuegung.

alf-i-salama (1000 sicherheiten),

eure

niki alias andrea

Sunday, February 25, 2007

clouds over cairo

nach dem 5. versuch scheine ich nun doch eine stabile datenleitung erwischt zu haben. die ist noetig, um einen fragebogen meines oesterreichischen bueros zu beantworten. ganz schick - in datenbankform. leider muss frau zum bearbeiten staendig online sein. nun wo's bei mir ginge, haben die datenbankmenschen ein problem. ich hab also den error report abgesendet und kann meine dunkelgrauen gedanken mitteilen.

gestern war sandsturm, heute regnet es. gestern habe ich meinen unterricht vorbereitet, heute wollte ich an meiner diss arbeiten. bis jetzt war ich aber nur mit verbindungsaufbauspielereien beschaeftigt. dazwischen habe ich versuch, eine freundin versucht, zu ueberzeugen, dass sie selber files auf ihrem computer abspeichern kann. leider vergeblich. sie kommt spaeter zu mir. mittlerweile bin ich schon wieder muede (die putzfrau war um 1/2 7 hier und das heisst fuer mich fast so viel arbeit wie fuer sie) und hungrig und und mutlos.

das ist keine stadt, um eine dissertation zu schreiben... ich werde die stabile leitung freigeben und mich den korrekturarbeiten an einer magisterarbeit widmen. wenn ich schon nicht fertig werde, soll dies wenigstens anderen gelingen.

einen etwas lustigeren blick an der rand der stadt vom donnerstag (aus einem mail an meine mutter):
am donnerstag, den 23. februar 2007 habe ich

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ein paar bluehende pflanzen gesehen: ich habe (zum glueck gemeinsam mit meiner alten freundin von der botschaft, die ja jetzt in pension ist und fuer derlei eskapaden zeit und auch ein auto hat) gestern eine freundin besucht, die nun ein wenig ausserhalb von kairo wohnt. die gegend liegt eigentlich in der wueste, aber vor ein paar jahren hat man begonnen, dort, wo nur einige wenige bauernhaeuser waren, die hiesige variante von "schrebergaerten" aus dem boden zu stampfen. die freundin wuerde den vergleich wohl nicht gutheissen: es sind eigentlich kleine palaeste, die dort gebaut werden. fertig ist das clubhaus, das einem schrebergartenwirtshaus auch nur entfernt aehnelt, weil es fast so gross ist wie das schloss wilhelminenberg und u.a. auch ueber einen swimming pool und 2 grosse saele fuer hochzeiten verfuegt (die extrem fein gestaltet wurden). meine freundin und ihr mann nennen ihr domizil, das ueber 2 wohnungen von ja ca. 150 qm verfuegt, dennoch ihr "haeuschen", wohl auch, weil viele menschen dort noch groesser bauen. ich wuerde mich fuerchten, denn ihr haus ist zwar fertig, die eine nachbarin faengt aber gerade jetzt an zu bauen, der andere nachbar hat noch keinen baubeginn festgelegt.

jedenfalls haben wir 2 gaertnereien besucht, die nicht weit weg von der anlage liegen. das wasser fuers giessen kommt angeblich vom nil und es ist sehr beeindruckend, wie leicht die wueste offensichtlich mit diesem wasser gruen gemacht werden kann. wir haben auch die frische luft genossen. beim zurueckfahren sind wir dann im stau gelandet und haben unsere lungen wieder gut mit abgasluft versorgt. am ende war fast der ganze tag weg.
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aber immerhin wars ein recht interessanter tag. nur leider wieder nicht der rechte, um wissenschaftlich zu arbeiten.

eines tages finde ich noch raus, wie gross "greater cairo" ist. derweil laesst sich nur festhalten: ich vermisse wien, wo die baeume diesmal auch schon bluehn, wie sich unter:
http://viennawaits4u.blogspot.com/
gut sehen laesst.

ich vermisse wien, wo ich gut arbeiten kann und trotzdem luft zum leben hab.

ich vermisse wien, wo ein problem ein problem ist und ohne aufwendige dramatik geloest werden kann.

ich vermisse wien, das so lieb klein ist und dessen luft man atmen kann.

ich gehe jetzt und zaehle die tage, bis ich wieder nach wien kommen kann.

Monday, February 19, 2007

start

Eigentlich hätt ich ja eine Menge Dringendes zu tun. Was macht frau in so einem Fall? Sie macht sich keine Sorgen, probiert was Neues (i.e.: diesen Blog) aus und rechnet damit, dass durch den Lustgewinn auch ein langer Abend am Computer nicht mehr so traurig ausschaut wie vorher. Und wenns mir am Computer doch zu viel werden sollte, kann ich noch immer Examen korrigieren ;-))

Es ist also nicht einfach, an meinen Tätigkeiten zu erkennen, ob ich nun in Kairo lebe oder am Meer oder ganz woanders. Es macht (leider) auch manchmal nicht viel Unterschied. Nichtsdestotrotz ist hier ein kleiner Hinweis angebracht: Ein neues Magazin mit einem Text von mir ist grad ins Netz gestellt worden. Es gibt also Substanziell(er)es (insha'allah) zu lesen unter
http://www.austro-arab.net/

Da ich zwar keineswegs fotoscheu bin, fuer die Auswahl der passenden Bilder aber immer ein geruettelt Maß an Zeit brauche, gibt es derzeit weder hier noch im "Magazin" der oesterreichisch-arabischen Informationsplattform ein Bild von mir.

Aber vielleicht aendert sich das ja noch.

Liebe Gruesse aus dem Internet,

niki alias andrea