in kairo besuch zu haben ist nicht ganz einfach, weil die besucherInnen nicht allzu viel selbständig machen können. wenn sich ein taxifahrer finden lässt, der englisch spricht, heisst das noch nicht, dass er auch weiss, wie man dort hinkommt, wo man hinwill, denn hier ist es nicht der job der taxifahrer, die wege zu kennen. wenn man dort ist, wo man hinwill, findet man entweder niemanden, der englisch spricht oder zu viele, die alles mögliche wollen, was man/frau selbst vielleicht gar nicht will. einheimische oder zumindest erfahrene begleitung ist also angesagt. wenn jemand länger als eine woche bleibt, wird das fuer die gastgeberInnen ganz schön anstrengend. so bat mich eine freundin, ob ich nicht einen halben tag mit einer freundin von ihr verbringen koennte. ich bot mich an, ihr den manial palast zu zeigen. er liegt auf der insel roda.
in kairo gibt es mehrere inseln im nil, von denen gezira wohl die bekannteste ist. auf gezira bin ich oft, da im stadtteil zamalek meine schwiegermama und eine meiner besten freundinnen wohnen. südlich von gezira liegt roda.
nach roda kann man von bab el louq aus ganz gut zu fuss gehen. zuerst wandert man nach garden city und dann noch ein stück auf der corniche, bis man die brücke zum hyatt hinübergehen kann, das auf roda liegt. ich überquerte diesmal nicht, sondern blieb an der corniche und sah mir roda zunaechst von der garden-city-seite her an. kleine gärtchen säumen den kleinen nil, der blick ist völlig idyllisch, wenn man den verkehrslärm aus seinem wahrnehmungsspektrum ausfiltert, fühlt man sich in einen kurort versetzt. auf roda gibt es auch weniger verkehrslärm - die insel ist mit einigen ausnahmen ziemlich ruhig. ich nahm die nächste brücke, die eine der ausnahmen darstellt, und war schneller vor dem manial-palast als ich gedacht hatte. dieser palast, dessen unterschiedliche gebäude größtenteils zu anfang des 20. jahrhunderts erbaut wurden, verfügt auch über einen recht schönen garten. normalerweise ist es dort recht ruhig und es ist angenehm, auf jemanden zu warten. diesmal aber war es anders: die palastanlage wird renoviert. kein eintritt also, ich hätte mich auch wegen meiner baustellenphobie nicht darum gerissen ;-)
da ich auch nicht scharf darauf war, auf rodas hauptverkehrsstraße eine viertelstunde auf meine verabredung zu warten, setzte ich mich ins café gegenüber vom palast. es ist auch idyllisch - direkt am kleinen nil gelegen, ein bisserl altmodisch, aber sehr schön zum sitzen. der kellner konnte es gar nicht fassen, dass ich bereits die rechnung bestellte, als er mit dem kaffee kam. er brachte sie natürlich auch nicht, sondern erklärte mir, ich sollte erst einmal den kaffee in ruhe genießen (meine gegenargumente zählten nicht). ich genoss, wenn auch in eile, und musste dann natürlich nach dem guten mann suchen, der sich nunmehr doch über meinen zeitdruck freute, weil ich ihm einfach einen 10-pfund-schein in die hand drückte ohne auf wechselgeld zu warten.
ich stand keine 2 minuten vor dem palast, da kam auch schon ein taxi mit einer ausländerin an. e., die freundin meiner freundin, zeigte sich bereit, ein stück mit mir zu spazieren. wir gingen der palastmauer entlang in richtung süden, und sie begann, mir ihre familiengeschichte zu erzählen. ihre grossmutter, eine in kärnten lebende kluge und strategisch denkende frau hatte eine reihe von beziehungen aufgebaut... wie trocken das klingt! e. erzählte mir einige beispielhafte episoden, bis ich ausrief, das klinge wie aus einem roman von adalbert stifter. ich werde hier dennoch nicht versuchen, die geschichte in details wiederzugeben. wir waren wieder beim nil angelangt und in einer späteren periode von e.s leben. sie erzählte, wie sich ihre italienischkenntnisse entwickelt hatten, sie dann doch wieder nach kärnten zog, wo sie italienischunterricht gab - weniger, um geld zu verdienen, als vielmehr, um soziale kontakte auf- und auszubauen. heute ist sie ihrer liebe zu italien gefolgt und lebt in triest.
sie bewunderte die gärtchen am nil, in denen zimmerpflanzen aufgezogen werden und wo wirklich jeder quadratzentimeter für einen blumentopf genützt wird. die straße am nil entlang ist eine sackgasse und hat damit fast etwas fußgängerzonenhaftes - ganz untypisch für kairo und wunderschön ruhig. es war mittag und recht warm, aber noch erträglich. dennoch war e. dann froh, als wir die nordspitze der insel erreicht hatten. wir zahlten eintritt für den manasterly-palast-komplex und rasteten erst einmal ein wenig auf einer bank im garten. dann wollten wir den palast besichtigen. ich hatte ihn bisher nur bei einem konzert gesehen, und er ist auch - anders als mein reiseführer das meint - nur bei konzerten zu besichtigen. also kein palast für heute. immerhin durften wir die nilterrasse des palastes betreten, vor der sich der fluss wie ein see ausbreitet, in dem die nächste insel, dahab island, liegt. auch ein blick durch eines der fenster war möglich, sodass immerhin eine der stuckdecken zu sehen war, für die der palast aus der mitte des 19. jahrhunderts berühmt ist, der dem innenminister ahmad al-manasterly, einem zum islam konvertierten belgier, als wohn- und arbeitssitz gedient hat. es ist und bleibt ein jammer, dass man auf der terrasse nur vor den konzerten erfrischungen serviert. wir hätten dort sicher ein schönes stündchen verbringen können, vielleicht auch mehrere.
stattdessen gingen wir ein stück zurück und in den nilometer. nilometer waren seit den zeiten der pharaos dazu da, die fluthöhe des nils zu messen. so konnte man voraussagen über die zu erwartende menge der ernte treffen. heute gibt es die staudämme und keine überschwemmungen mehr, aber einige nilometer sind noch erhalten. der, den wir besuchten, wurde 861 erbaut, später mit innenverzierungen und inschriften versehen und ich sehe ihn noch immer gern an, obwohl ich schon einige male drinnen war. man kann sich über frühere wasserstände informieren, sich vom "wärter" des pavillion-artigen häuschens, das den nilometer bildet etwas erzählen lassen und dann auf lustig-freie weise für die gäste ins arabische übertragen und man kann die stiegen in das innere des nilometers hinunterklettern, bis man sich auf der höhe des früheren wasserspiegels befindet. letztere möglichkeit ließen wir aus, da die fehlenden stiegengeländer doch nicht jederfraus sache sind.
ebenfalls im palastkomplex befindet sich das umm-koulthum-museum. ich hatte es noch gar nicht besichtigt, und nun sahen wir es beide das erste mal. Umm Koulthum ist die bekannteste und bedeutendste ägyptische Sängerin, deren lieder noch heute gern gespielt werden. Die diva, die 1975 gestorben ist, wird fast göttinnengleich verehrt. demgemäß ist auch das museum zwar klein, aber extrem liebevoll gestaltet. collagen aus bildern aus allen lebensaltern und der großen frau, kleider, die sie bei ihren auftritten getragen hat, schmuck und medaillen, die ihr verliehen worden sind, und zu all dem ihre musik, deren reiz eine mischung aus ländlichen elementen, die sie von ihrer kindheit im delta "mitgebracht" hatte und städtischen einflüssen darstellt. den höhepunkt des museumsbesuchs bildet ein "panorama": umm koulthoums lebensstationen zusammelngestellt in wechselnden bildern, die auf eine mindestens 5 meter lange, gewellte leinwand projiziert werden. natürlich gab auch hier ein freundlicher mensch zusätzliche informationen und erhielt denn auch zusätzliches kleingeld von uns. der museumsbesuch war mit 2 pfund (ca. 25 cent) ohnehin mehr als wohlfeil gewesen.
nun stellte sich heraus, dass e. vom gleichen taxifahrer abgeholt werden sollte, der sie auch zum manial-palast gebracht hatte. das erwies sich sich zwar als etwas kompliziert, weil er manial- und manasterly-palast nicht voneinander unterscheiden konnte, aber schliesslich fanden wir einander doch, und er war nur ein kleines bißchen boese wegen unseres "verwirrspiels" ;-) so verließen die insel und warfen uns in den stau, um zur amerikanischen universität (AUC) zu kommen, wo e. im buchgeschäft stöbern wollte. ich stöberte mit und wir tranken noch einen kaffee und verabredeten ein wiedersehen in wien und triest.
da die AUC in bab el louq liegt, hatte ich es nicht weit nach hause. da ich auf dem heimweg in eine freundin hineinlief und deshalb noch einen kaffee trank, dauerte der heimweg aber dann doch ein weilchen.
es kann manchmal doch spaß machen, das haus zu verlassen!
Wednesday, May 2, 2007
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